Kirschenwoche im Alten Land

Knackige Knupper-Kirschen reifen in der Sonne an einem Baum des Alten Schleusenwärterhäuschens

Wer sich etwas mit dem Alten Land befasst hat, weiß wen ein Obstbauer wahrscheinlich meint, wenn er von der „Prima Ballerina“ spricht. Wie jedes Jahr im Juli hat sie diesen Monat Hochsaison.

Unter den Obstsorten ist die Kirsche die „Prima Ballerina“, weil sie so sehr gehegt und gepflegt werden muss wie keine andere Frucht. Dadurch, dass die Kirschen im Frühling als erstes Knospen tragen und beginnen zu blühen, sind lange Winter und später Frost eine besondere Herausforderung für dieses leckere Steinobst. Nicht nur drohen die Knospen zu erfrieren; bei kalten Temperaturen fliegen auch keine Bienen. Und ohne die Bienen, durch deren Hilfe die Blüten erst befruchtet werden, bilden sich keine Früchte aus. Die Bienen sind überall dort sehr wichtig, wo die Bestäubung in der Flora benötigt wird.

Experten, die das weltweite Bienensterben erforschen, warnen davor, das Massensterben weiter zu ignorieren und das Problem auf weniger Honig zu reduzieren. Wir brauchen nicht unbedingt Honig, aber wir brauchen Bienen, um selbst weiter existieren zu können. Ohne Bienen keine Nahrung. Pestizide bringen das natürliche biologische Gleichgewicht ins instabile Ungleichgewicht. Sie töten nicht nur sogenannte „Schädlinge“, die sehr wohl eine Funktion haben, sondern auch unsere vielen kleinen Helferlein.

Obwohl der Obstbauer seine Kirschknospen und Blüten an kalten Frühlingstagen ganz leicht mit Wasser besprüht, um sie wie mit einem zarten Eismäntelchen vor Frost zu schützen, bleibt er von den Temperaturen und den Bienen weiterhin abhängig.

Dann wird es doch noch Frühling, die Temperaturen steigen, die fleißigen Bienen arbeiten emsig, und man erkennt plötzlich, dass sich aus den Blüten ganz kleine Früchte entwickeln. Diese wachsen heran, verändern ihre Farbe von Grün, Gelb über Orange zu tief dunklem Rot. Spielt das Wetter während dieser Reifezeit nicht richtig mit, ist es also entweder zu trocken oder zu nass, kann es sehr leicht zu Ernteausfällen kommen. Besonders bei zu langer trockener Witterung können sich im Obst Maden bilden. Regnet es ständig, bekommen die Kirschen nicht genug Sonne. Sie entwickeln keine Süße, platzen und verschimmeln an den Bäumen.

Hinterm Schleusenwärterhäuschen: ein Himmel voller Kirschblüten so weit das Auge reicht.

Hinterm Schleusenwärterhäuschen: ein Himmel voller Kirschblüten so weit das Auge reicht.

 Sind all diese Hürden erfolgreich überwunden worden, dann freuen sich die Stare (Plattdeutsch: „Spreen“) mindestens genauso sehr wie die Menschen und andere Vögel über diese knackigen, glänzenden, kugelrunden Köstlichkeiten mit sehr viel Fruchtfleisch. Es gibt nur einen gravierenden Unterschied: Während sowohl Mensch als auch „Durchschnittsvogel“ sich eine Kirsche nehmen und sie verzehren, picken Stare, die in ganzen Schwärmen in die Bäume einfallen, nur ein einziges Mal in eine Kirsche und lassen sie anschließend fallen. Auf diese Weise wurden schon ganze Plantagen leer geräumt. Deswegen sind im Alten Land vielerorts die großen Vogelschutznetze über die Kirschbäume gespannt und man hört 15 Stunden täglich kilometerweit die Explosionen der Kirschböller (auch Spreenkanonen oder Spreenhüter genannt). Kirschböller sind mit Propangas betriebene Knallapparate, die in manchem ängstlichen Hund die Geister des letzten Silvester wachrufen. Für Kirschbäume im kleinen privaten Garten zu Hause werden wenn nötig branchenfremde Hilfsmittel zur Verscheuchung unliebsamer Kirschenvergeuder gewählt: Kochtopfdeckel, die mit ohrenbetäubendem Krach aufeinander geschlagen werden. Hauptsache es scheppert, dann klappt es auch mit der Rettung der Kirschen.

Diese Woche nun feiert das Alte Land die Kirschenwoche zum vierten Mal (seit 2010). Nach so viel mühevollem Einsatz, wochenlangem Bangen und unermüdlicher Aufopferung kann die gute Ernte endlich reingeholt und genossen werden.

Viele Veranstaltungen stehen auf dem Programm: Kirschenradtouren, Kirschenführungen, Kirschkuchen backen für Kinder, Segway-Touren durch die Obstplantagen für Teilnehmer mit Mofaführerschein, Kirschen selber pflücken, Orgelkonzerte zu Ehren des berühmten Orgelbauers Arp Schnitger, Obsthofführungen und vieles, vieles mehr.

Den Höhepunkt zum Abschluss bildet der Kirschmarkt am Sonntag von 10:00-17:00 Uhr vor dem Jorker Rathaus. Um 11:00 Uhr findet das „traditionelle Anlanden der Kirschen“ statt. Hierbei liefern Trachtenmädchen die Kirschen in einem Kahn an. Künstler und Handwerker bieten ihre Waren an, ein Karussell ist natürlich mit dabei, Kirschenspiele für Groß und Klein wie z.B. das Kirschkernweitspucken und Trachtengruppen bringen uns die Altländer Kultur noch ein bisschen näher.   

Weitere Informationen zur Altländer Kirschwoche gibt es hier: tourismus-altesland.de/de/altlaender-kirschenwoche

Den Programmplan findest Du auf: tourismus-altesland.de/de/programmplan

 

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